Drohnen als Logistikpartner

Drohnen retten Leben

Medizinische Drohnen fliegen schon in Ruanda und Ghana, jetzt startet auch in Indien ein solches Drohnengeschwader. Die Technik und Logistik kommen von zwei US-Firmen.

Medicine from the Sky

Bis 1,75 kg Gepäck können die Drohnen bis 80 km weit befördern. Das wären zum Beispiel drei Blutkonserven, die sie GPS-gesteuert in unwegsames Gelände fliegen. Dort werfen sie die Fracht an einem Papierfallschirm ab. Das Weltwirtschaftsforum hat das Projekt „Medizin vom Himmel“ getauft. Ab 2020 werden damit Patienten des indischen Bundesstaates Telangana versorgt. In der Region um Hyderabad leben rund 35 Millionen Menschen. Die Initiatoren vom Schweizer WEF kooperieren dabei mit dem Drohnenhersteller Zipline mit Sitz bei San Francisco und dem Logistikexperten Llamasoft aus Michigan. Seit 2016 sind 16 dieser Drohnen in Ruanda im Einsatz, wo nach dem verheerenden Bürgerkrieg ein funktionierendes Straßennetz fehlt, kurz darauf folgte Ghana mit bislang 120 Drohnen. Auch Amazon und andere E-Commerce-Unternehmen experimentieren mit Drohnen, doch Zipline und Llamasoft haben bislang die Nase vorn. Ihr Projekt wird von der WHO, der Weltbank, der Gates-Stiftung und der Unicef gefördert, in Afrika absolvierten die Drohnen bis Ende 2019 insgesamt 24.700 unfallfreie Flüge. Durchschnittlich heben sie 500 Mal pro Tag ab und befördern dabei in 24 Stunden rund eine Tonne Medikamente und Blut.

Pilotprojekt der Deutschen Post DHL beendet

Die Deutsche Post DHL hatte 2018 ein vergleichbares Projekt mit einer deutschen Wingcopter-Drohne gestartet, das die GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) unterstützt hatte. Die Drohnen flogen Medikamente im Umfeld des Victoriasees (Tansania) aus. Die PR-Aktion dauerte aber nur sechs Monate und wurde dann – ausdrücklich als Pilotprojekt klassifiziert – wieder beendet. Insgesamt ist jedoch die medizinische Versorgung mit Drohnen eine Erfolgsgeschichte, die schon mehrere Tausend Menschenleben gerettet hat, wie der WEF-Experte Timothy Reuter berichtet. Die Blutkonserven sind beispielsweise überlebenswichtig für Mütter kurz nach der Entbindung, die ansonsten manchmal an schweren Nachblutungen sterben, sowie für Malaria-Patienten, die dringend Infusionen benötigen. Die Drohnen müssen schnell sein, es kann jede Minute zählen. Inzwischen konnten die Lieferzeiten von anfangs sechs Stunden auf inzwischen 30 Minuten verringert werden. Dabei waren gewaltige logistische Herausforderungen zu bewältigen. Die Datenbasis in Afrika ist oft lückenhaft, auch müssen die fliegenden Minijets in das bestehende Flugnetz integriert und hierfür Kontakte zur Flugaufsicht, aber auch zu lokalen Behörden und Gesundheitsministerien aufgebaut werden.

Kein Gewinn, aber Purpose

Die Firmen Zipline und Llamasoft verdienen an ihrem Engagement in Afrika nichts, machen aber auch keine Verluste. Das WEF und die Weltbank zahlen ihnen Zuschüsse, die in etwa die Kosten decken. Doch die US-Unternehmen betrachten ihren Einsatz als enorm sinnstiftend und setzen auch bewusst auf diese „Purpose“, die Llamasoft sogar in den eigenen Fünfjahresplan aufgenommen hat: Der Logistiker will in dieser Zeit für mindestens eine Million Menschen eine effiziente, relevante Dienstleistung bereitstellen. Den Gedanken unterstützen die sonstigen Kunden des Unternehmens, die eigenen Mitarbeiter und die Anteilseigner, zu denen unter anderem der Staatsfonds Temasek aus Singapur und der Venture-Kapitalgeber TPG gehören. In ländlichen Gegenden der USA gibt es übrigens ebenfalls eine zivile Luftversorgung. So flog das Unternehmen Matternet in North Carolina seit Anfang 2019 schon über 1.000 Drohneneinsätze zu vergleichbaren Zwecken. Die Führung hat hier der DHL-Wettbewerber UPS inne.

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